Jusos Tuttlingen

 

Trossingen: Jusos fordern Umbenennung des Fritz-Kiehn-Platzes und der Fritz-Kiehn-Halle

Veröffentlicht in Pressemitteilungen

27.10.08

In einem offenen Brief an Trossingens Bürgermeister Dr. Clemens Maier fordern der Juso-Kreisvorsitzende Fabian Rothfuss und der Vorsitzende der Juso-AG Trossingen André Landau das Stadtoberhaupt auf, sich für eine Umbenennung des Fritz-Kiehn-Platzes und der Fritz-Kiehn-Halle einzusetzen.

Als aktive Demokratinnen und Demokraten können wir Jusos es nicht akzeptieren, dass in der Stadt Trossingen nach wie vor ein Platz und die örtliche Großsporthalle nach Fritz Kiehn benannt sind.

Der mittelständische Unternehmer Fritz Kiehn trat 1930 in die NSDAP ein, gründete die Trossinger Ortsgruppe und wurde deren Vorsitzender. Bis zu seiner Wahl in den Reichstag 1932 war er auch NSDAP-Kreisleiter. Durch seine beträchtlichen Geldspenden schaffte es die NSDAP in bis dahin ungekanntem Ausmaß zu agieren und auch in Württemberg eine Massenpartei zu werden. 1933 trat er in die SS ein und stieg dort, insbesondere aufgrund seiner großzügigen finanziellen Zuwendungen schnell auf. 1938 wurde er in den Freundeskreis "Reichsführer SS" aufgenommen. Diese Position ermöglichte es ihm durch "Arisierungen" von Firmen jüdischer Eigentümer, sein Unternehmen zu vergrößern.

Nach Ende des Krieges blieb Fritz Kiehn bis 1949 inhaftiert. 1951 wurde er von der Spruchkammer Tübingen als "minderbelastet" eingestuft. Danach gelang ihm ein reibungsloser Wiedereinstieg in die Gesellschaft. 1953 wurde er mit der höchsten Stimmenzahl in den Gemeinderat gewählt. Seinen Platz in der Trossinger Honoratiorengemeinschaft eroberte er durch seine Spenden für Vereine und Instiutionen wieder zurück. So finanzierte er 1957 den Bau einer Großsporthalle zu einem großen Teil. Diese Halle heißt seitdem "Fritz-Kiehn-Halle". 1960 wurde der Platz vor seiner Fabrik nach ihm benannt.

Der Name Fritz Kiehn steht unweigerlich für das Dritte Reich und für die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft, die ihre Vergangenheit nicht aufarbeitete und sie verdrängte. Deshalb fordern wir Jusos, dass der Fritz-Kiehn-Platz und die Fritz-Kiehn-Halle umbenannt werden.

Offener Brief der Jusos an Bürgermeister Dr. Clemens Maier

Weiterführende Literatur zu Fritz Kiehn:
Berghoff, Hartmut und Rauh-Kühne, Cornelia: Fritz K., Ein deutsches Leben im 20. Jahrhundert. DVA, Stuttgart München 2000.

 

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