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Umbenennung der Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen Tuttlingen in "Fritz-Erler-Schule"

Veröffentlicht in Kommunalpolitik

Die Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen in Tuttlingen werden zukünftig "Fritz-Erler-Schule" heißen. In einem schulinternen Wettbewerb hatte sich der Name des früheren Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion und Tuttlinger Landrates durchgesetzt. Nun hat sich auch der Verwaltungs- und Kulturausschuss des Kreistages dafür ausgesprochen. Damit erhält einer der verdientesten Männer der deutschen Sozialdemokratie an seiner alten Wirkungsstätte Tuttlingen die Ehrung, die ihm dort jahrzehntelang verwehrt blieb.

1977 fasste der Tuttlinger Gemeinderat den Beschluss, das seinerzeit neu erstellte "Gymnasium Tuttlingen II" nach Fritz Erler zu benennen. Die Folge war eine Kampagne von Eltern, Leserbriefschreibern und der CDU-Gemeinderatsfraktion. In einer erneuten Abstimmung im Gemeinderat konnte sich, trotz heftigstem Protest der SPD, der Name "Otto-Hahn-Gymnasium" mit den Stimmen der CDU und OB Balz, der sich bei der ersten Abstimmung noch enthalten hatte, durchsetzen.

Fritz Erler wurde 1913 in Berlin geboren und schloss sich bereits als Schüler der SPD an. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme war er im Widerstand aktiv. 1938 wurde er verhaftet und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im April 1945 konnte er von einem Transport aus dem KZ Dachau fliehen. In Biberach, wo er sich versteckt hielt, wurde von er von den französischen Besatzungsbehörden nach Kriegsende als Landrat eingesetzt. Zwischen 1947 und 1949 übte er dieses Amt in Tuttlingen aus. 1949 wurde Fritz Erler in den Bundestag gewählt. Ab 1953 vertrat er den Wahlkreis Pforzheim in Bonn. Dort machte er sich schnell als einer der brillantesten Redner des Parlamentes einen Namen. Als einer der ersten in der SPD befürwortete der Außen- und Verteidigungsexperte die NATO-Mitgliedschaft der Bundesrepublik. Innerparteilich war war Fritz Erler mit seinen Ideen einer der Wegbereiter des 1959 verabschiedeten Godesberger Programms. Nachdem er bereits seit 1957 stellvertretender Fraktionsvorsit- zender gewesen war, wurde er 1964 nach dem Tode Erich Ollenhausers zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Dieses Amt behielt er auch nach der Bundestagswahl 1965 bei. Er galt als potentieller Kanzlerkandidat für die Wahl vier Jahre später. 1965 erkrankte Fritz Erler schwer. Die Bildung der Großen Koalition, die er unterstützte, konnte er nur noch vom Krankenlager aus verfolgen. Fritz Erler starb 1967 in Pforzheim. Mit der Benennung der Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen nach einem der größten Politiker der Nachkriegszeit wird in Tuttlingen ein wichtiges Signal gesetzt. Bisher gibt es in Tutt- lingen lediglich einen Ebert- und einen Rathenauplatz. Nachdem in den Achtziger Jahren sogar Rumpelstilzchen oder Schneewittchen die Ehre einer Straße zuteil wurde, wäre es nun endlich an der Zeit, Straßen und Plätze auch nach verdienten Demokraten der Bonner Republik zu benennen.
 

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