Gränzbote, 16.03.07

Leserbrief zu: "Schulwahl ist keine Lebensentscheidung", vom 14.03.07

Wenn im Alter von zehn Jahren über den weiteren Lebensweg eines Kindes so entschieden wird, wie in unserem Schulsystem, dann ist die Schulwahl sehr wohl eine Entscheidung fürs Leben.

Auch bei Herrn Gössels Aussage, ein Drittel der Hauptschüler mache weiter, muss man sich vor Augen halten, dass viele dies tun, weil sie mit ihrem Hauptschulabschluss keine Chance haben, eine Lehrstelle zu finden. Und von den anderen zwei Dritteln werden nicht wenige in „Warteschleifen“ wie dem BVJ geparkt.

Pädagogisch gibt es also für ein dreigliedriges Schulsystem, wie in Baden- Württemberg, keine Begründung mehr, denn die Hauptschule hat ihre Funktion als Basis des Schulsystems längst verloren. Sie ist nicht mehr die Schule, die von der Mehrheit der Schüler besucht wird, wie es zur Zeit der Volksschule der Fall war. Die Hauptschule ist zu einer „Restschule“ verkommen – mit Schülerinnen und Schülern, die kaum eine Chance auf eine Zukunft haben und sich vom Rest der Gesellschaft abgehängt fühlen.
Deshalb muss das dreigliedrige Schulsystem überwunden werden. Die Zeit des gemeinsamen Lernens muss durch die Einführung der „Basisschule“ verlängert werden.

Internationale Vergleichsstudien zeigen, dass eine längere gemeinsame Lernzeit aller Schülerinnen und Schüler deren Leistungsfähigkeit entscheidend verbessert. Außerdem wird damit auch sozialer Ausgrenzung, was im dreigliedrigen Schulsystem leider der Fall ist, entgegengewirkt.

Fabian Rothfuss
Stockacher Straße 180
Tuttlingen
Juso-Kreisvorsitzender