Jusos Tuttlingen

 

Politik ist für junge Leute wieder ein Thema

Veröffentlicht in Presseecho


Junge Menschen spricht der Ring politischer Jugend an (v. li.): Benjamin Bach, Maria- Lena Weiss, Martin Gessner und Fabian Rothfuss. Photo: Michael Hochheuser (Gränzbote)

Gränzbote, 01.10.09

LANDKREIS TUTTLINGEN - Viele Jungwähler haben am Sonntag erstmals bei einer Bundestagswahl ihre Stimme abgeben können. Vor allem deren Belange will der Ring politischer Jugend vertreten, zu dem sich im Frühjahr Junge Union, Jungsozialisten und Junge Liberale im Landkreis Tuttlingen zusammengeschlossen haben.

Von unserem Redakteur Michael Hochheuser

Beim Landesparteitag der SPD im November in Karlsruhe wollen die Jusos nach dem desaströsen Wahlergebnis der SPD klare Worte sprechen. „Wir machen uns für eine Erneuerung stark und wollen uns personell stärker in die Partei einbringen“, sagt Fabian Rothfuss. Auch die kommunalen Parlamente hätten eine Verjüngung nötig, meint der Juso. „Sie spiegeln nicht den Bevölkerungsschnitt wider.“ Die SPD müsse in der kommunalen Politik „wahrnehmbarer werden“. Auch Martin Gessner will den Julis mehr Gehör verschaffen beim größten Gewinner der Bundestagswahl, der FDP – etwa bei jungen Positionen zur Behindertenpolitik. „Es gibt auch junge Leute mit Behinderung, deren Interessen vertreten werden wollen.“ Eine eigene Stimme hat auch die Junge Union. „Wir kritisieren, dass die CDU keinen Bundesparteitag macht, um die Wahl zu analysieren - zum Beispiel, warum die Wahlbeteiligung so gering war“, sagt Kreisvorsitzende Maria- Lena Weiss. Wie Gessner und Rothfuss betont sie jedoch die großen Übereinstimmungen zu den Mutterparteien in den allermeisten Fragen.

Ihr Selbstbewusstsein schöpfen die politischen Jugendorganisationen aus dem starken Zulauf der vergangenen Monate: Mehrere hundert Mitglieder konnte jede von ihnen landesweit hinzugewinnen – so stieg die Zahl der JU’ler im Landkreis Tuttlingen in einem Jahr von rund 400 um 40, „der vierthöchste Zuwachs im Land“, so Weiss stolz. Als Grund sehen alle das Superwahljahr 2009. „Plötzlich ist Politik ein Thema“, freut sich Gessner.

Gemeinsame Interessen

Genau dies war der Ansatz, der zur Wiederbelebung des fünf Jahre brach liegenden Rings politischer Jugend geführt hatte – junge Menschen für Politik zu begeistern. „Es ist unsere Zukunft, da müssen wir uns selbst drum kümmern“, formuliert Rothfuss den entscheidenden Denkansatz zum Zusammenschluss. Denn alleine könne man vieles nicht umsetzen, sagt Martin Gessner – so wäre etwa die Podiumsdiskussion für Erstwähler vergangene Woche (wir berichteten) nicht möglich gewesen, wenn nur eine der Parteien sie hätte organisieren wollen.

Die drei Jugendorganisationen profitieren vom Austausch. „Wir wollen über den politischen Tellerrand hinausschauen“, sagt Benjamin Bach (JU). Auch Julis und Jusos hätten „interessante Ansätze, die man übernehmen kann“. Die Entwicklung eines Flyers und die Organisation der Diskussionsrunde waren die ersten Ziele des Rings. Etwa alle sechs Wochen treffen sich dessen Mitstreiter, vieles läuft zudem über Telefon und Internet.

Dass ihr Engagement bei Gleichaltrigen nicht immer auf Verständnis trifft, erleben die Nachwuchspolitiker nicht selten. „Wenn ich auf Partys nach meinem Hobby gefragt werde und ,Politik' antworte, halten manche mich für verrückt“, berichtet Gessner. „Wenn ich nachfrage, fällt aber auch denen auf, dass Politik spannend ist.“

 

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